Der Firstmiss.

Published by Edelsasz under , on 05:29

Der Firstmiss, ein See vor langer Zeit,
Zum wüsten Moor ist geworden heut',
Einst barg er ein kristallen Schloss,
Und stolzer Geister bösen Tross.

Die Engel Gottes sahn das Spiel,
Und ihnen dies nicht wohlgefiel,
Sie zerschmissen drob das Wunderhaus,
Und füllten den See mit Felsen aus.

Ueber diese legte sich fauler Moor,
Draus rinnt doch eine Quelle hervor,
Und stöhnet durch die schwarze Nacht,
Vom ängslichen Irrlicht still bewacht.

Als noch der See war tief und hell,
Wenn Einer schaute in die Well',
Da fuhr oft aus dem Abgrund herauf
Ein goldener Wagen in schnellem Lauf.

Wer wagt sich in den See hinein,
Hinab zu jenem goldenen Schein ?
Wer zieht den Schatz heruas an's Land ?
Er funkelt so prächtig nah am Strand.

Doch der, der frisch hinuntersteigt,
Wenn ihm in Wörtlein nur entleucht,
Verfällt in der Geister arge Macht,
Der Wagen reisst ihn in Todesnacht.

Drei Brüder kommen kack daher,
Sie lockt der Preis an Golde schwer,
Sie tauchen in den See hinen,
Geblendet von dem fremden Schein.

Die Aeltesten fassen die Deichsel an,
Der Jüngste dreht die Räder voran,
Gewillig geht der Wagen fort,
Schon ist er nah dem grünen Bord.

Da rollt von Bergeshöh'n ein Stein
In's leichte Räderspiel hinein,
Der Wagen hält - "zieht nur voran,
Der Jüngste rief's - dann ist's gethan !"

Und wie das Wort dem Mund entfloh'n;
Da sausen alle Räder schon;
Die drei Brüder umjauchzt das Fluthengebraus,
Der goldene Wagen kehrt nach Haus.

Gustav Mühl.

Roland und Emma.

Published by Edelsasz under , on 02:28

Sankt Emmakirche steht allein
Im Münsterthal auf hohem Stein.
Da wandelt nächtlich bleich und mild,
Wartend das schönste Jungfernbild.

Sie singt ein Leid hinab in's Tahl,
Bächlein und Vöglein hören's zumal;
Es singt's in die Runde die Felsenwand:
Das Lied der Lieb' um Held Roland.

Das Lied vom Thale von Ronceval,
Das Lied von des grossen Rolands Fall:
Und wenn das Lied hald ist verhallt,
So hebt sich empor ein Riesengestalt.

Durch die Nacht ein Harnisch funkelt hell,
Zwei Herzen fliegen zusammen schnell.
Die sich hatten verloren auf kurze Zeit
Hat Liebe vereint in Ewigkeit.

August Stöber.

Die Zauberfische im Bölschensee.

Published by Edelsasz under on 02:17

Im Bölchensee schwimmen gar gräuliche Fisch',
So möcht' ich keinen auf meinem Tisch.

Sie haben langen, geringelten Schwanz,
Von den Schuppen blitzt ein seltsamer Glanz.

Der Eine hat eine Affenfratz',
Der Andre Ohren wie eine Katz'.

Der Dritte hat einen Drachenleib,
Der Vierte Brüste wein ein Weib.

Sie winden sich oft am Gestad hinan,
Und packen ein Schäfchen mit spitzigem Zahn;

Und schleifen's hinab in die tiefe Fluth,
Und saugen ihm aus das warme Bluth.

Und oft in schwarzer Wetternacht,
Wenn der Donner durch die Berge kracht,

Da spielt im See ein Leuchten grün,
Drinn wimmeln die zappelnden Larven hin.

Und plötzlich schesst aus den Wellen schnell
Hervor die alte Riesenforell !

Sie misst wohl dreissig Klaster gar,
Ihr Alter st mehr als fünfhundert Jahr !

Fischkraut und Moss seit langer Zeit
Haben um sie gewoben ein grünes Kleid.

Auf'm Rücken wächst ihr ein Tannenbaum
Umhangen mit weissen Perlenschaum.

Und Alles flieht aus ihrer Näh',
Umschwimmt sie stolz den ganzen See.

Doch wenn die Blitze ausgesprüht,
Die Wetterwolke vom Bölchen zieht,

Dann erlischt im Wasser der grüne Schein,
In die Tifen tauchen die Fische ein.

Gustav Mühl.

Der Knabe vom Bölchensee.

Published by Edelsasz under , on 02:09
1.

Dem goldigblauen Käfer nach,
Der durch den Wald geschwirrt,
Zum wilden See, zum Bölchensee
Hat sich die Wald verirrt.

Die Wange glüht, dans Herzlein bebet,
Tief athmend sinkt sie hin;
Sieht ab und an, mit hellem Schlag,
Die dunkeln Wasser ziehn.

Da taucht empor zum Wellenschoos
Ein goldig Lockenhaupt,
Mit Augen blau krystallenklar,
Mit schilf'nem Kranz umlaubt.

Zu füssen Grusse öffnet sich
Des Knaben rother Mund,
Zwei weise Arme streckt er aus,
Und sinkt zurück zum Grund;

2.

Das Mägdlein tief im Fieber brennt.
Am Bett die Mutter wacht:
"Ach Mütterlein : ach Mütterlein !
Das ist die letzte Nacht !

"Den Knaben aus dem Bölchensee
Den hab ich heut geschaut,
Er sprach so füssen Liebesgruss,
Und ich bin seine Braut !"

Und horch ! es rauscht wie Fluthgebraus,
Es flirrt am Fensterlein;
Ein lockig Haupt, ein helles Aug'
Schaut in das Kämmerlein.

Und draussen, wild, im Mondesglanz,
Ein Hochzeitreigen fliegt,
Das Mägdlein lächelnd, todestill,
Sich in die Kissen schmiegt.

August Stöber.

Das Blümenthal.

Published by Edelsasz under , on 01:57

Noch lag im Alsalande des Heidenthumes Nacht,
Hoch hielten auf den Bergen die Götzentempel Wacht,
Es glänzte keine Aehre, die Felder lagen brach
Und rastlos zog der Jäger des Ures Fährte nach.

Da kam von fernem Strande ein Mädchen einst daher,
Zu predigen im Land die heil'ge Christuslehr;
In einem Thale düster und schaurig wie ein Grab,
Legt sie, der Wallfahrt müde, bald nieder ihren Stab.

Da predigt sie dem Volke, das ungezähmt und wild
In Wald und Klüften hauste, das Wort, vom Geist erfüllt.
Sie lenkt von Erdentande hinweg den düstern Sinn
Und reichet Lebenswasser der durft'gen Menge hin.

Das Wort, das sie gelehret, - mit wunderthät'ger Macht
Hat es in jde Herzen ein helles Licht entfacht:
Es schwand der Aberglaube, der lang den Sinn bethört,
Zum Urqeull aller Güte, hat Jeder sich gekehrt.

Da sanken bald die Tempel; es schwang mit leichtem Knauf
Manch hoher Münsterrecke an ihrer Statt sich auf. -
Als neu die Saat gediehen, da schickte sich zu ziehen
Die Magd, die Gottgesandte, nach andern Landen hin.

Sie sprach manch Wort des Trostes zur glaub'gen Christenschaar,
Und zog am Stabe weiter. Da schien es wunderbar,
Dass wo den Fuss sie setzte, da ward die Haide grün,
Da sah man aus dem Sande manch Blümlein hell erblühn.

Darauf ist sie entschwunden mit thränenfeuchten Blick...
Wohl ist ihr Segen bleiben, doch sie kam nie zurück,
Das Thal wo sie gewandelt im schönen Alsaland,
Es wird seit jenem Tage das Blumenthal genannt.

Fr. Otte.

Der schwarze Hirsch.

Published by Edelsasz under , on 01:42

Im Thale dahinten, welch' donnernder Schall,
Da ist das Bockloch, der Wasserfall,
Wie stürzen die platzenden Fluthen herab,
Und entspringen unten dem felsigen Grab !

Hier jagten die Herren von Wildenstein,
Vom Hörnerklang tönte bis Abend der Hain,
Es flüchtete schnell das geweckte Wild
Weit in die Ferne von Schrecken erfüllt.

Manch' Hirschlein von Jagdzug eingeengt,
Ward bis zum Wasserfall hingedrängt;
"Halloh !" - es sprang von der Felsenwand,
Zerschlagen in blutigen Wellen es schwand.

Einst jagte Graft Ruprecht von Wildenstein
Auf raschem Renner im Forst allein;
Richts hatt's er geschossen und rit schon lang,
Da rauschten im Walde die Bäume so bang:

Ein schwarzer Hirsch aus felsigem Haus
Tritt zwischen den finstern Tannen heraus,
Er stellt das Geweih hoch über das Haupt,
Dass es die zitternden Zweige entlaubt.

Dzs Geweih ist so zackig, gewunden, krumm,
Die feurigen Augen drehn sich herum,
Sie bannen das Ross in siebrischen Krampf,
Aus der Rase qualmt ein glühender Dampf.

Der Ritter stösst in's gellende Horn,
Und stachelt das Ross mit blutigem Sporn,
"Wohlauf, ein seltsam' Wild, fürwahr,
Ein ries'ger Hirsch mit schwarzem Haar !"

Der Hirsch, er schwebt vom Felsenrand
Hinüber an das andre Land,
Das Pferd, es springt vom Felsenrand
Und Ross und Reiter in Fluthen schwand.

Es schaut der schwarze Hirsch hinab
Und blicket in das wogende Grab,
Ruht dann behaglich auf grünem Rain:
"Jetzt ist des Frevlers Seel mein !"

Gustav Mühl.

Der Aerolith von Ensisheim

Published by Edelsasz under on 01:22
Alte Inschrift.

Tausend vierhundert neunzig zwei
Hört man allhier ein gross Geschrei,
Dass jenächst draussen vor der Stadt
Den siebenten Wintermonat
Ein grosser Stein bei hellem Tag
Gefallen mit einem Donnerschlag,
An dem Gewicht dritthalb Centner schwer,
Von Eisenfarb, bringt man ihn her
Mit stattlicher Procession,
Sehr viel schlug man mit Gewalt davon

1492, le 7 novembre, tomba du ciel près d'Ensisheim une pierre dans un bruit de tonnerre. D'apparence métallique, cet aérolithe pèse 3,5 Zentner (quintal impérial) soit 127 kg selon les sources.
 

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