Der Knabe vom Bölchensee.

Published by Edelsasz under , on 02:09
1.

Dem goldigblauen Käfer nach,
Der durch den Wald geschwirrt,
Zum wilden See, zum Bölchensee
Hat sich die Wald verirrt.

Die Wange glüht, dans Herzlein bebet,
Tief athmend sinkt sie hin;
Sieht ab und an, mit hellem Schlag,
Die dunkeln Wasser ziehn.

Da taucht empor zum Wellenschoos
Ein goldig Lockenhaupt,
Mit Augen blau krystallenklar,
Mit schilf'nem Kranz umlaubt.

Zu füssen Grusse öffnet sich
Des Knaben rother Mund,
Zwei weise Arme streckt er aus,
Und sinkt zurück zum Grund;

2.

Das Mägdlein tief im Fieber brennt.
Am Bett die Mutter wacht:
"Ach Mütterlein : ach Mütterlein !
Das ist die letzte Nacht !

"Den Knaben aus dem Bölchensee
Den hab ich heut geschaut,
Er sprach so füssen Liebesgruss,
Und ich bin seine Braut !"

Und horch ! es rauscht wie Fluthgebraus,
Es flirrt am Fensterlein;
Ein lockig Haupt, ein helles Aug'
Schaut in das Kämmerlein.

Und draussen, wild, im Mondesglanz,
Ein Hochzeitreigen fliegt,
Das Mägdlein lächelnd, todestill,
Sich in die Kissen schmiegt.

August Stöber.
 

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