Das Blümenthal.

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Noch lag im Alsalande des Heidenthumes Nacht,
Hoch hielten auf den Bergen die Götzentempel Wacht,
Es glänzte keine Aehre, die Felder lagen brach
Und rastlos zog der Jäger des Ures Fährte nach.

Da kam von fernem Strande ein Mädchen einst daher,
Zu predigen im Land die heil'ge Christuslehr;
In einem Thale düster und schaurig wie ein Grab,
Legt sie, der Wallfahrt müde, bald nieder ihren Stab.

Da predigt sie dem Volke, das ungezähmt und wild
In Wald und Klüften hauste, das Wort, vom Geist erfüllt.
Sie lenkt von Erdentande hinweg den düstern Sinn
Und reichet Lebenswasser der durft'gen Menge hin.

Das Wort, das sie gelehret, - mit wunderthät'ger Macht
Hat es in jde Herzen ein helles Licht entfacht:
Es schwand der Aberglaube, der lang den Sinn bethört,
Zum Urqeull aller Güte, hat Jeder sich gekehrt.

Da sanken bald die Tempel; es schwang mit leichtem Knauf
Manch hoher Münsterrecke an ihrer Statt sich auf. -
Als neu die Saat gediehen, da schickte sich zu ziehen
Die Magd, die Gottgesandte, nach andern Landen hin.

Sie sprach manch Wort des Trostes zur glaub'gen Christenschaar,
Und zog am Stabe weiter. Da schien es wunderbar,
Dass wo den Fuss sie setzte, da ward die Haide grün,
Da sah man aus dem Sande manch Blümlein hell erblühn.

Darauf ist sie entschwunden mit thränenfeuchten Blick...
Wohl ist ihr Segen bleiben, doch sie kam nie zurück,
Das Thal wo sie gewandelt im schönen Alsaland,
Es wird seit jenem Tage das Blumenthal genannt.

Fr. Otte.
 

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